Circulago: Umweltfreundlich Heizen und Kühlen

25 000 Tonnen CO2, umgerechnet fast 7.8 Millionen Liter Heizöl, kann die Stadt Zug nach der Fertigstellung des Seewasser-Energieverbunds Circulago pro Jahr einsparen. Die Dimension, eine ganze Stadt mit Wärme- und Kälteenergie zu versorgen, macht das vom Zuger Versorgungsunternehmen WWZ AG geplante, gebaute und finanzierte Projekt über die Landesgrenzen hinaus bekannt – und zum Glücksfall für Zug Estates.

Philipp Hodel

02. April 2020

Die Idee, Seewasser zum Kühlen und zum Wärmen von Gebäuden zu verwenden, ist nicht neu. In der Zentralschweiz liefert das Bürgenstock Resort den Beweis, dass die Technik funktioniert. Das Neue an Circulago ist seine Dimension. Für Zug Estates erweist sich das ambitionierte Projekt, eine ganze Stadt mit umweltfreundlicher Wärme- und Kühlenergie zu versorgen, als Glücksfall. Denn das gesamte Immobilienportfolio weitgehend ohne CO2 zu betreiben, rückt mit dem Anschluss der Metalli an Circulago am 1. April 2020 in greifbare Nähe und verwirklicht die Energievision von Zug Estates.

Graben ohne Gruben

Damit Zug und die Metalli an den Seewasser-Energieverbund angeschlossen werden können, mussten die notwendigen Leitungen vom Ufer des Zugersees in Richtung Zentrum gezogen werden. Fieberhaft wird seit Juli 2017 daran gebaut. Der Weg unter der Stadt Zug hindurch sei nicht einfach, erklärt Thomas Tschan, Gesamtprojektleiter Circulago. «Unter den Strassen und Gebäuden wimmelt es von Leitungen. Wir kreuzen Gas-, Frischwasser- und Abwasserleitungen, dazu gesellen sich Strom- und Datenkabel.» Erschwerend sei zudem, dass der Bau den Strassenverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigen dürfe. Aus diesen Gründen wurde entschieden, die ersten Hauptäste des Netzes im sogenannten Microtunneling-Verfahren zu bauen. Diese spezielle Vortriebstechnik erfolgt ohne offene Baugruben, denn der Bohrkopf wird mittels Hydraulik durch das Erdreich gepresst. Die grösste Herausforderung sei somit nicht nur der Leitungsbau, sondern das Absprechen von Terminen mit potenziellen Kunden, betont Thomas Tschan. «Die Planung ist eine koordinativ sehr anspruchsvolle Angelegenheit – mit vielen Unsicherheiten. Die Schwierigkeit besteht darin, sicherzustellen, dass wir mit Anschlüssen zu dem Zeitpunkt beim Kunden sind, zu dem dieser ebenfalls einen Ersatz seiner Kälte- oder Wärmeerzeugung benötigt.»

Marcel Fähndrich, Samuel Bucher und Thomas Tschan (v. l.) koordinieren das Grossprojekt Circulago der WWZ-Gruppe.

Marginaler Einfluss auf die Wassertemperatur

Das Herzstück von Circulago ist die unterirdische Seewasserzentrale am Seeufer bei der Schützenmatt. «Dank dem schönen Sommer 2018 sind die Arbeiten schneller als geplant vorangekommen», sagt Samuel Bucher, Projektleiter Netze. «Der Bau ist fertig, als Nächstes folgen die Apparaturen. Derzeit erneuern wir den Fussgängerweg dem See entlang.» Vom grossen Bauwerk wird ausser einer Einbringöffnung und dem Eingang nichts zu sehen sein. Der Weg in die Zentrale führt bis zu 7 Meter unter den Wasserpegel. Aus dicken Betonwänden ragen grosse Wasserleitungen heraus, die 400 Meter in den Zugersee hinein reichen und in der Zentrale mit den Wärmetauschern verbunden werden. «Diese übernehmen die Energie des Seewassers und geben sie an einen zweiten Wasserkreislauf weiter, der die Energie zu den verschiedenen Energiezentralen in der Stadt Zug leitet.»

Grosse Änderungen der Wassertemperatur des Zugersees erwartet Thomas Tschan nicht. «Die Umgebungstemperatur oder die Sonneneinstrahlung haben einen hundertfach stärkeren Einfluss auf die Wassertemperatur des Sees als die Energie, die wir aus dem See beziehen oder – je nach Jahreszeit – zurückführen.» Auch eine Studie des Forschungsinstituts Eawag kommt zum Schluss, dass der Einfluss von Circulago vernachlässigbar sei.

Erneuerbare Energie ist in den Köpfen angekommen

Die Nachfrage rund um das Projekt Ciculago bezeichnet Marcel Fähndrich, Leiter Wärme & Kälte und Mitglied der Geschäftsleitung WWZ, als sehr gut. «Der Klimawandel ist in den Köpfen angekommen. Viele unserer Kunden suchen nach alternativen Energiequellen.» Die Entscheidung, umweltfreundliche Energie nutzen zu wollen, erfolge nicht nur aus ideologischen Gründen. Eine ganze Reihe wirtschaftlicher Vorteile würde dafür sprechen. «Umweltfreundliche Gebäude erfahren eine Wertsteigerung und sind besser zu vermieten oder zu verkaufen. Zudem können unsere Kunden auf die Lagerung von Brennstoffen verzichten, auch Investitions- und Unterhaltskosten sind gering.» Nicht zuletzt führe der steigende politische Druck zum Umdenken. «Neue Gesetze werden darauf abzielen, den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Wer bei Circulago dabei ist, ist auf der sauberen respektive sicheren Seite.»

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