Learn More

Steve Schennach: Stationärer Handel mit intakten Chancen

Trotz wachsender Konkurrenz durch Online-Handel und Einkaufstourismus ist Dosenbach-Ochsner gut unterwegs – auch am Standort Metalli Zug. Ein Interview mit Steve Schennach, Mitglied der Geschäftsleitung.

Philipp Hodel

10. April 2018

Wie zufrieden sind Sie mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr?

Die Umsätze 2017 lagen bei allen drei Sparten, Dosenbach, Ochsner Shoes und Ochsner Sport, deutlich über dem Vorjahr und den Erwartungen. Als Familienunternehmen äussern wir uns aber nicht zu Unternehmensergebnissen. Bekannt ist, dass die Deichmann-Gruppe gegen den Branchentrend wächst.

Was ist ihr Erfolgsrezept?

Wir verfügen über eine gute Mischung aus langjährigen Mitarbeitern und bewährten Konzepten, die wir mit jungen eifrigen und neugierigen Talenten ergänzen. Dies macht erfolgreiches Teamwork aus. Wir setzen auf Bewährtes und ergänzen mit sinnvoller Innovation. Dazu kommt, was überall zählt: fleissige, kontinuierliche Arbeit. Tag für Tag.

Wir glauben langfristig an den Erfolg in der Einkaufs-Allee Metalli.

Die Deichmann-Gruppe ist in 26 Ländern aktiv. Ihr Unternehmen ist Marktführer im europäischen Schuheinzelhandel. Welches sind die Eigenheiten des Schweizer Markts?

Die Wettersensibilität ist vermutlich in keinem anderen Land so hoch wie in der Schweiz. Kälte und Schnee in den Wintermonaten sind für den Umsatz relevanter als in allen anderen europäischen Ländern. Zudem sind einfache kulturelle Unterschiede spürbar, zum Beispiel zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Da hilft uns jedoch unsere europäische Erfahrung mit Belgien, Österreich, Deutschland, Italien und neu auch Frankreich, die Schweizer Landesteile und ihre Einwohner besser zu verstehen. Online-Handel und Einkaufstourismus fordern die Schweizer Detailhändler.

Welche Strategie verfolgen Sie, um Marktanteile zu halten oder zu erhöhen?

Vermutlich eine ähnliche wie die meisten anderen stationären Traditionsunternehmen: den Omnichannel-Ansatz. Wir benutzen sowohl physische als auch digitale Kanäle. Unser Vorteil ist, dass die Deichmann-Gruppe bereits im Jahr 2000 mit E-Commerce begonnen hat. Zudem schalteten wir 2006 in der Schweiz den ersten Online-Shop von Ochsner Sport auf. Durch langjährige Erfahrungen und stetige Weiterentwicklung sind wir erfolgreich und vernetzt unterwegs. Zudem profitieren wir auch in diesem Bereich von der Internationalität der Gruppe. Das Wachstum des Online-Handels übertrifft den stationären Handel bei weitem. Weitere Marktanteile dürften in den Online-Handel abwandern.

Wie wichtig sind oder bleiben lokale Verkaufsstandorte wie die Metalli Zug?

Dass der onlinebasierte Handel überproportional wächst, ist bekannt. Auch bei uns. Und er hat mittlerweile ein nicht mehr zu vernachlässigendes Niveau erreicht. Trotzdem glauben wir weiterhin an den stationären Handel, vor allen an gut gewählten Standorten. Zug, ganz speziell die Einkaufs-Allee Metalli, ist ein nach unseren Kriterien nahezu perfekter Standort. Wir glauben langfristig an den Erfolg in Zug.

Diverse Detailhändler setzen immer häufiger auf Erlebniskonzepte. Gibt es ein solches Konzept ebenfalls bei Dosenbach und Ochsner?

Viele Menschen suchen ein Produkt vorab online, wollen dieses dann trotzdem physisch spüren. Dazu fahren sie in ein Geschäft und lassen sich fachmännisch beraten. Erlebniskonzepte in Filialen haben wir seit einiger Zeit im Testmodus. So gibt es zum Beispiel eine Ochsner Sport Filiale mit Windkanal zur Testung von winddichter Kleidung und einer Kühlkammer (bis –30 Grad Celsius), in welcher Schlafsäcke geprüft werden können. Bei Dosenbach und Ochsner Shoes gibt es vollautomatische Schuh-Imprägnierer, mit denen sich der Kunde im Vorbeigehen die Schuhe pflegen lassen kann.

Wo steht die Branche in Sachen Digitalisierung?

In der Deichmann-Gruppe sind wir vorne dabei und brauchen den Vergleich nicht zu scheuen. Denn ganz ehrlich: Obwohl die ganze Branche von Omnichannel-Formaten und digitalisierten Geschäften spricht, bei unseren Trendreisen durch die ganze Welt haben wir noch ganz selten dieses berühmte Aha-Erlebnis gehabt. Es gibt noch viel Luft nach oben.

Wagen Sie eine Prognose für 2018?

Die Veränderung in der Branche geht unvermindert weiter. Neue Marktplayer werden, sowohl on- als auch offline, in der Schweiz Fuss fassen und Marktanteile gewinnen. Dazu kommt das unvorhersehbare Wetter, welches 2017 nahezu perfekt für den Handel war und nur schwer zu übertreffen sein wird. Zudem erkenne ich keine Tendenz, die von einer Vereinfachung des Mode-, Schuh- und Sporthandels ausgeht. Zusammengefasst: Ein weiteres herausforderndes Geschäftsjahr dürfte vor uns liegen. Daher müssen wir fleissig bleiben, Innovationen und gute Mitarbeitende fördern.

Der Interviewpartner

Steve Schennach ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Dosenbach-Ochsner AG und Stv. Geschäftsführer von Ochsner Sport Schweiz. Er ist Head of Marketing und kam 2002 zum Unternehmen.

Meist gesucht: