Dass das Suurstoffi-Areal als erstes Areal in der Schweiz mit dem DGNB-Zertifikat in Platin für nachhaltige Quartiere in Planung und Realisierung ausgezeichnet wurde, ist das Resultat einer vorbildlichen Arealentwicklung, die vor 15 Jahren begann.
 

Philipp Hodel

19. Februar 2025

Als 2010 der Spatenstich für das Suurstoffi-Areal getätigt wurde, fokussierte sich Zug Estates mit ihrer Zero-Zero-Strategie auf den CO2-freien Betrieb der Gebäude durch den Bau von Erdsondenfeldern und einem Anergienetz, eine Maximierung der Energieproduktion vor Ort und auf eine hohe Aussenraum- und Aufenthaltsqualität. Mit diesem Ansatz erlangte die Suurstoffi über die Landesgrenzen hinaus eine hohe Bekanntheit und gilt noch heute als Musterbeispiel der Arealentwicklung mit Vorbildwirkung und Ausstrahlung. Dass man dies zusätzlich mit einem Gebäudelabel oder Zertifikat belegen muss, stand dazumal kaum zur Diskussion. 

Steigende Bedeutung von Nachhaltigkeits- und Qualitätszertifikaten

15 Jahre nach dem Spatenstich hat sich der Wind gedreht. Diverse Anspruchsgruppen verlangen nach mehr Transparenz und besserer Vergleichbarkeit – dies konkret in Form von Nachhaltigkeits- und Qualitätszertifikaten oder Labels. Der einleitend erwähnte individuelle Ansatz, wie ihn Zug Estates verfolgt hat, fällt aus dem Bewertungsraster. Die Nachfrage nach Zertifikaten sei in den letzten Jahren stark gestiegen, erklärt Ramon Zimmermann, Projektleiter von «Denkgebäude». Das Unternehmen hat als Nachhaltigkeitsberater und DGNB-Auditor Zug Estates bei der Erlangung des DGNB-Zertifikats beraten und unterstützt. Ramon Zimmermann sieht mehrere Treiber dieser Entwicklung. «Das Bewusstsein für die Thematik hat sich gewandelt. Des Weiteren sehe ich finanzielle Anreize, da ein Zertifikat zur Qualitätssicherung beiträgt und damit die Wertstabilität einer Immobilie erhöht.» In diesem Zusammenhang stellt er auch bessere Finanzierungsmöglichkeiten durch die Banken fest. Und nicht zuletzt seien Zertifikate aus Vermarktungssicht wichtig, da gerade internationale Firmen mittlerweile ein solches voraussetzen, um ein Mietverhältnis einzugehen. Diese Gründe haben Zug ­Estates dazu bewegt, eine Zertifizierung anzustreben.

Welches Zertifikat passt?

Es gibt zahlreiche Nachhaltigkeits- und Qualitätszertifikate und Labels wie SNBS, Minergie oder auch DGNB, LEED und BREEAM. Unterscheiden lassen sich diese grundsätzlich in die Kategorien Areal-, Gebäude- und Energiezertifikate. Der Unterschied liegt, wie es der Name vermuten lässt, in der Betrachtungsgrenze. Während sich beispielsweise Arealzertifikate auf Basiswerte der Gebäude fokussieren und den Aussenraum in die Beurteilung miteinbeziehen, liegt der Fokus bei Gebäudezertifikaten auf den einzelnen Liegenschaften (z. B. die Lichtverhältnisse im Gebäude oder die Ausführung der Fenster). Die Entscheidung für ein Arealzertifikat fiel Zug Estates leicht, da der Aussenraum ein wichtiger Faktor in der Arealentwicklung ist. Auch die Wahl von DGNB hatte gute Gründe. Es handelt sich um ein international anerkanntes Gütesiegel, das neben BREEAM (Grossbritannien) und LEED (USA) zu den drei wichtigsten Bewertungssystemen der Welt gehört und durch die Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (SGNI) vertreten wird.

DGNB Erfüllungsgrad Suurstoffi-Areal: 83.3 Prozent

Ein später Start des Zertifizierungsprozesses ist mit Risiken verbunden

«Grundsätzlich sollte man mit dem Thema Nachhaltigkeit und einer möglichen Zertifizierung immer so früh wie möglich im Planungsprozess starten», rät Dieter Breer, Nachhaltigkeitsexperte und Partner bei der Denkgebäude AG. Ein später Beginn des Zertifizierungsprozesses, wie im Fall des Suurstoffi-Areals, sei nicht immer möglich, denn «oft ist es so, dass Informationen schlichtweg nicht mehr verfügbar sind und Nachweise nicht mehr erstellt werden können. Im schlimmsten Fall können ganze Themen nicht belegt werden». Zug Estates habe beim Bau der Suurstoffi von Beginn weg inhaltlich sehr viel richtig gemacht. Insbesondere das CO2-freie Energiekonzept, die Arealentwicklung mit Architekturwettbewerben oder die ganzheitliche ESG-Betrachtung gaben viele Punkte. Solche grundlegenden Themen können nachträglich nicht mehr korrigiert werden. Für die Zertifizierung wurden über 400 Dokumente eingereicht, wovon einige noch erstellt werden mussten. Im Frühling 2024 hat die Suurstoffi als erstes Areal in der Schweiz das DGNB-Zertifikat in Platin erhalten. 

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