Seit 2015 ist das Nachhaltigkeitsforum von Zug Estates ein beliebter Treffpunkt. Die letzte Veranstaltung vom August 2024 wurde von rund 200 Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft besucht und beleuchtete den Themenkreis Innenverdichtung und Wohnungsknappheit.

Philipp Hodel

27. August 2024

Das Bevölkerungswachstum hält an, die Baubewilligungen gehen zurück und die Wohnungsknappheit nimmt weiter zu. Um schonend mit den verfügbaren Ressourcen umzugehen und eine weitere Zersiedelung der Landschaft zu verhindern, haben sich Bund und Kantone mit dem revidierten Raumplanungsgesetz bewusst für die Innenverdichtung entschieden. Aber kann im Spannungsfeld von Politik, Gesellschaft, Immobilienwirtschaft, Raumplanung und Städtebau genügend Wohnraum entstehen? Und wie gelingt es, die Akzeptanz für bauliche Massnahmen bei Innenverdichtungen zu erhöhen? Diese und weitere Fragen wurden in zwei spannenden Inputreferaten beleuchtet. Das anschliessende Podium zeigte die hohe Komplexität auf, ging auf Lösungsansätze ein, zeigte aber auch wo die Grenzen des heute Machbaren liegen. 

Hochkarätig besetztes Podium: (v.l.) Christian Kraft, Leiter Kompetenzzentrum Immobilien der Hochschule Luzern; Gabriela Barman, Stadtarchitektin Stadt Zug; Beat Schwab, Präsident des Verwaltungsrats der Zug Estates Holding AG (Moderation); Karin Bührer, Geschäftsführerin Entwicklung Schweiz; sowie Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen

Trendumkehr spürbar, geht aber zu wenig weit

Ein Trend zu höherer Verdichtung hat eingesetzt. 20 Prozent der neuen Wohnungen entstehen im ­Bestand durch Umbauten oder Erweiterungen. Der Bauzonenverbrauch pro Kopf sank von 309 m2 (2012) auf 282 m2 (2022). Doch dies ist bei weitem noch nicht genug. Ein riesiges Verdichtungspotenzial sieht Christian Kraft in der Regelbauweise. Denn 85 Prozent ­aller Wohngebäude hätten 1 bis 3 Geschosse. Hier braucht es mehr Flexibilität. Er plädiert dafür, dass höhere Dichte in die Standardplanungsverfahren gehört. Wenig Einfluss auf die Gesamtsituation sieht Kraft hingegen beim Bau von Hochhäusern. 

Höherer Dichte droht Widerstand

Eine flächendeckende Aufstockung, wie sie immer wieder thematisiert wird, führt zu grossem Widerstand in der Bevölkerung, ist Gabriela Barman überzeugt. «Es gibt sehr grosse Vorbehalte in der Bevölkerung und ich stelle keine breite Akzeptanz fest. Für Karin Bührer ist daher klar, dass Gemeinden und Städte in der Pflicht sind, die Leute mitzunehmen und zu begeistern. Es braucht eine klare Entwicklungs­vision, die den Mehrwert für die Bevölkerung aufzeigt. Des Weiteren müssen Prozesse verschlankt, Planungssicherheit geschaffen und auch das Thema der missbräuchlichen Rekurse angegangen werden. Kommunikation und Partizipation ist auch für Martin Tschirren ein wichtiger Ansatz: «Mit unserem vom Bund organisierten runden Tisch bringen wir die verschiedenen Interessenvertreter zusammen, schaffen ein gemeinsames Verständnis und diskutieren Lösungsansätze.» Er stellt aber fest, dass sich die Fronten zunehmend verhärten. In die gleiche Kerbe stösst Christian Kraft, der aufgrund dieser Situation nur noch Einzelmassnahmen sieht, die sich immer öfters gegenseitig in die Quere kommen. Es braucht neben einer höheren Dichte klare, verständliche und verlässliche Regeln in Baugesetzen sowie eindeutige Prozesse und Ansprechpersonen für Ausnahmen. 

Dass Innenverdichtung eine zukunftsfähige Lösung für die Wohnungsknappheit darstellt bzw. darstellen muss, kam am diesjährigen Nachhaltigkeitsforum klar zum Ausdruck. An der Verdichtung führt kein Weg vorbei. Die diskutierten Lösungsansätze sind aber äusserst vielschichtig und deren Umsetzung anspruchsvoll.

Das nächste Nachhaltigkeitsforum findet am 27. August 2025 statt.

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