Während Photovoltaikanlagen und Erdsondenfelder mittlerweile zum Standard gehören, gestaltet sich die Reduktion von grauer Energie als weitaus komplexer.
Philipp Hodel
19. Februar 2025
Beim Projekt S43/45 widmet sich Zug Estates systematisch dem Thema der grauen Energie. Diese macht über die Hälfte der Emissionen der Immobilienbranche in der Schweiz aus und rückt verstärkt ins Interesse der Öffentlichkeit. Zug Estates hat seit der Unterzeichnung der Charta Kreislauforientiertes Bauen im Jahr 2023 intensiv an diesem Thema gearbeitet und konnte die gewonnenen Erkenntnisse ins Projekt S43/45 einfliessen lassen.
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Signifikante Reduktion der Grauenergie
Durch die Analyse und Berechnung der grauen Energie konnte diese mit den eingeleiteten Massnahmen signifikant gegenüber den ersten Planungsentwürfen reduziert werden. Dazu wurde das Volumen der Untergeschosse um einen Drittel verkleinert und der Glasanteil mit dem Bau von Brüstungen reduziert. Nicht zuletzt haben auch die Optimierung der Statik, eine materialeffiziente Haustechnik und der Einsatz von Recyclingbeton positive Effekte. Langfristig wird auch die hohe Nutzungsflexibilität der Gebäude ein wichtiger Aspekt für einen optimierten Verbrauch von grauer Energie darstellen.
CO2-freier Betrieb bleibt essentiell
Neben der grauen Energie werden viele weitere nachhaltige Themen adressiert. Wie beim gesamten Suurstoffi-Areal legt Zug Estates grossen Wert auf einen möglichst CO2-freien Betrieb der beiden Gebäude. Dazu entsteht ein neues Erdsondenfeld aus 84 Erdsonden, die rund 280 Meter in die Erde reichen. Durch die Einbindung in das Anergienetz wird das neue Erdsondenfeld mit dem bestehenden Energiesystem der Suurstoffi verbunden, welches das Areal mit Wärme- und Kälteenergie versorgt. Auf beiden Dächern sowie an der Fassade des S43 entstehen Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von knapp 437 kWp. Sie decken den Strombedarf von bis zu 70 Einfamilienhäusern. Damit wird die installierte Leistung auf dem Areal bis 2027 um fast 30 Prozent erhöht.
Energie- und materialeffiziente Haustechnik
In der konventionellen Bauweise von Raumlüftungssystemen werden Räume und Flure über Zu- und Abluftleitungen erschlossen. Dies bedingt einen grossen Installationsaufwand an der Decke und verbraucht viel Platz und Material. Bei jedem Umbau der Mietflächen sind aufwendige Anpassungsarbeiten nötig. Beim gewählten System einer Verbundlüftung wird jedes Geschoss über Steigzonen ➊, die sich vertikal durch das ganze Gebäude erstrecken, erschlossen. Aus diesen Steigzonen gelangt die Frischluft in die Mietflächen ➋. Sie wird, wo notwendig, mittels kleiner Ventilatoren ➌, sprich ohne zusätzliche Lüftungskanäle, in einzelne Büroräume verteilt. Zur Kühlung werden entlang den Fenstern Brüstungs-Klimageräte ➍ eingebaut, die über einen Doppelboden ➎ erschlossen sind. Die Abluft wird im oberen Raumbereich ➏ in den Flur und schlussendlich aus dem Gebäude transportiert. Das gewählte System ist sehr energie- und materialeffizient und verbraucht wenig Platz in den Innenräumen.
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