Florian Diener: Gesamtprojektleiter Lebensraum Metalli
Die Suurstoffi ist Wohnquartier, Erholungszone und Arbeitsstätte in einem. «Diese einzigartige Verknüpfung bildet das Fundament für Innovationen», sagt Tobias Achermann, CEO der Zug Estates Holding AG.
Paul Felber, SZKB Fokus Magazin
04. Mai 2019
Dem Suurstoffi-Projekt wird immer wieder Modellcharakter attestiert. Was macht die Überbauung denn so einzigartig?
Das Areal liegt sehr zentral und ist innerhalb von sechzig Minuten von vierzig Prozent der Schweizer Bevölkerung zu erreichen. Es zeichnet sich durch eine einzigartige Architektur aus, die mit einer qualitativ hochwertigen Aussenraumgestaltung ergänzt wird. Der nachhaltige Ansatz beim Energiesystem oder die Pionierleistungen im Holzbau erzielen schweizweit eine hohe Aufmerksamkeit.
In der Zentralschweiz wurden in den letzten Jahren viele Wohnungen gebaut. Spüren Sie, dass die Mieten unter Druck geraten?
Natürlich beobachten wir den Markt genau und verspüren auch gewisse Auswirkungen der regen Bautätigkeit in der Region. Aber auf die Nachfrage hatte das sich abzeichnende Überangebot an Wohnungen bisher keinen Einfluss bei uns. Man muss sehen, dass sich unser Projekt Suurstoffi in vielerlei Hinsicht von üblichen Wohnüberbauungen abhebt. Da ist zuerst einmal die ausgezeichnete zentrale Lage auf den Achsen zwischen Zürich, Zug, Luzern und Schwyz. Zum anderen realisieren wir keine reine Wohnüberbauung, sondern bieten auch grossflächig Räume für Unternehmen und Bildungsinstitutionen an. Das heisst, wir haben renommierte Ankermieter, die langfristig planen. Und nicht zuletzt verfolgen wir eine nachhaltige, zukunftsweisende Bauphilosophie.
Wie sieht diese Strategie konkret aus?
Arealentwickler sind in gewisser Hinsicht immer ein wenig Zukunftsforscher, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends vorwegnehmen. Bei der Suurstoffi hatten wir von Anfang an ein klares Bild vor Augen. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner legen grossen Wert auf Lebensqualität und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt. Autofrei, intensiv begrünt und CO²-frei waren die Schlüsselworte. Nicht zuletzt aus diesem Grund konnten wir grosse Gewerbemieter wie Mobility, Amgen oder den belgischen Bierbrauer AB InBev überzeugen, ihren Sitz in das Suurstoffi-Areal zu verlegen. Wir erstellen Grundrisse, welche die Bedürfnisse zukünftiger Mieter möglichst schon heute berücksichtigen – ob bei der Raumaufteilung oder bei der Ausstattung. Im Sinne unserer Nachhaltigkeitsgrundsätze setzen wir auf erneuerbare Energiequellen, die Minimierung von CO2-Ausstoss, den Einsatz von schadstoffarmen Materialien und energieeffiziente Technik sowie die Schaffung von verkehrsfreien Aussenräumen mit hoher Aufenthaltsqualität.
Die Suurstoffi setzt landesweit technologische Massstäbe. Wie kann sich dies auf andere bauliche Vorhaben auswirken?
Ich hoffe, dass sich, basierend auf unseren positiven Erfahrungen beispielsweise im Holzbau oder mit dem fortschrittlichen Energiesystem, mit dem wir durch unseren geothermischen Ansatz ein ganzes Areal wärmen oder kühlen, weitere Investoren von dieser nachhaltigen Bauweise überzeugen lassen. Wir stellen fest, dass es für das Bauen mit BIM eine andere Kultur der Zusammenarbeit braucht – hin zu mehr Kollaboration und Interaktion mit allen in den Bau involvierten Parteien.
Sie bauen mit BIM. Können Sie erklären, was das ist und wie es funktioniert?
Building Information Modeling, auf Deutsch «Gebäudedatenmodellierung», ist eine neuartige, dreidimensionale, digitale Planungsmethode, die das Bauen verändert. Vor seiner Realisierung wird ein Projekt mit BIM zuerst digital gebaut und optimiert. Die in Planung, Bau und Betrieb involvierten Akteure teilen Informationen und Konstruktionen softwarebasiert in 3-D, die an einem zentralen Ort zu einem virtuellen Gebäude zusammengefügt werden. Die Baupläne werden beispielsweise mit den Plänen der Elektroplaner, der Sanitär- oder Heizungsplaner kombiniert. Anhand dieses Modells kann man Simulationen durchspielen und Planungsfehler frühzeitig erkennen. Das ermöglicht eine effiziente, transparente und vorausschauende Planung und zahlt sich langfristig aus.
Neue Wege beschritten Sie ebenfalls beim Holzbau. In der Suurstoffi wurden die zwei ersten Holzhochhäuser der Schweiz gebaut. Wo liegen die Vorteile von Holz?
Wir bauen bereits seit fast zehn Jahren mit Holz. Damit für uns als Investor ein Mehrwert entsteht, ist es wichtig, dass der Einsatz von Holz bewusst und konsequent von Anfang an geplant wird. Ein wesentlicher Vorteil ist die kürzere Bauzeit dank Elementbau. Beim ersten Holzhochhaus der Schweiz, dem S22, konnten wir dem Erstmieter die Flächen vier Monate früher zur Verfügung stellen, als wenn wir konventionell gebaut hätten. Dank der Vorfertigung haben wir zudem eine höhere Kosten- und Terminsicherheit. Nicht zuletzt resultiert für den Mieter ein besseres Raumklima aufgrund der geringen Baufeuchte.
Wie geht es auf dem Suurstoffi-Areal weiter?
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben Anfang Jahr entschieden, für die beiden letzten geplanten Gebäude S43 und S45 die Baubewilligung einzuholen. Wir planen zwei Gewerbebauten mit insgesamt 18 000 m2 Mietfläche. Damit schliessen wir die letzte Baulücke auf dem Areal und können die Suurstoffi fertigstellen. Aber zuallererst freuen wir uns auf die Eröffnung des Campus der Hochschule Luzern am 13. September 2019. Am Tag darauf findet der Suurstoffi-Open-Day statt – mit reger Beteiligung unserer Gewerbemieter. Ein weiterer Höhepunkt ist die Fertigstellung und der etappierte Bezug des Gartenhochhauses Aglaya ab dem vierten Quartal 2019.